#21: Sprachentwicklung und Verarmung der Sprache
Shownotes
Sprache wird in erster Linie von der Mutter bzw. der Bezugsperson gelernt, die mit dem Kind interagiert – so baut sich der Wortschatz auf. Viele Studien und Experimente belegen die Wichtigkeit der Interaktion mit dem Kind, das versucht die Laute und Mundbewegungen nachzumachen. Dabei sind Fernsehsendungen, Videospiele und Hörspiele kein Ersatz für die direkte Kommunikation.
Warum ist Mama meistens das erste Wort von Babys, wie wirken sich Smartphones, Tablets und Fernseher auf das Sprechen der Kinder aus und warum hat die Pandemie mit ihren Masken zu vielen Sprachentwicklungsstörungen geführt?- darüber sprechen Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia und Katrin Wachauer in „Gehirn einfach erklärt“.
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00:00:00: Gehirn einfach erklärt. Der Podcast für alle mit Köpfchen.
00:00:05: Herzlich willkommen. Schön, dass ihr mit dabei seid. Mein Name ist Katrin Wachauer.
00:00:10: Ich bin Moderatorin und mein Name ist Manuela Macedania und ich bin Neurowissenschaftlerin.
00:00:16: Und Bucharttorin, Spickerin, Podcasterin. Genau. Du bist die Insidern, was die Neurowissenschaften
00:00:24: angeht. Ich bin die Outsiderin. Und die Kommunikation ist heute unser Thema. Das Sprechen, die Sprache.
00:00:31: Denn ja, damit können wir direkt ausdrücken, wie es uns geht, was wir wollen, welche Gedanken wir haben,
00:00:37: was wir im Podcast sagen wollen. Wie lernt ein Mensch, also das Kind im jüngsten Alter, das Sprechen?
00:00:44: Ein Kind folgt einem evolutionären Programm. Das heißt, das Kind kann gar nichts anderes als seine
00:00:52: Muttersprache zu lernen, indem es jede Menge Erfahrungen sammelt und dann von den Bezugspersonen
00:01:00: zu diesen Erfahrungen Etiketten bekommt. Zum Beispiel, das Kind sieht die Zitrone, das Kind greift sie an,
00:01:07: bringt sie zum Mund, schnuppert dran, lässt sie fallen etc. Und irgendwann mal hört das von der Bezugsperson,
00:01:14: nein, lasst die Zitrone, die Zitrone ist sauer, nein, ich hebe die Zitrone jetzt mal auf, aber ich leg die Zitrone zurück.
00:01:24: Und das Kind aus all diesen Erfahrungen extraiert, zieht heraus, dass dieser Gegenstand Zitrone heißen muss.
00:01:32: Das heißt, also das Etikett, das das Kind immer wieder präsentiert bekommt, sagen wir so, fast zusammen
00:01:39: all diese Erfahrungen dieses Kind gemacht hat. Und das gilt nämlich für die, sagen wir so, die konkreten Wörter der Sprache.
00:01:47: Dann später kommen die abstrakten Wörter, also Liebe, ja, der Mama liebt dich, der Papa liebt dich, ich liebe dich
00:01:55: und so weiter und dann hat das Kind auch aufgrund dieser Interaktion mit seinen Bezugspersonen auch eine Vorstellung
00:02:03: von dem, was dieses abstrakte Wort bedeutet.
00:02:06: Das erste Wort der Kinder ist ja meistens nicht Zitrone.
00:02:09: Ja, Mama.
00:02:10: Es ist Mama.
00:02:12: Weil die Babys immer hören, kommt zur Mama oder die Mama hat dich lieb oder die Mama liebt dich.
00:02:20: Ja, und auch das Wort Mama, interessanterweise ist in den meisten Sprachen dieser Welt,
00:02:26: dieses Wort besteht aus zwei Lauten, die ganz leicht zum Artikulieren sind, ein Nasallaut, das M, bilabial, heißt es, damit zwei Lippen produziert
00:02:38: und A ist ein Vokal, das den Kindern ganz natürlich rauskommt, ohne dass der Mund geformt wird, zum Beispiel ein I oder ein U
00:02:47: und das ist eben deswegen Mama ist das leichteste Wort und das erste Wort, das ein Kind spricht.
00:02:52: Und Mama ist auch leichter zum Aussprechen als Papa?
00:02:55: Ja, weil während die Nasallaute praktisch die Luft durch die Nase entweichen lassen, und das ist ein natürlicher Vorgang, ist das P ein Verschlusslaut
00:03:10: und auch dafür muss man eben den Mund irgendwie zusammenstellen, dass die Luft, die von der Lunge rauskommt, also durch den Mundraum,
00:03:20: dass diese Luft zurückgehalten wird, verschlossen bleibt und dann plötzlich wird der Mund aufgemacht.
00:03:27: Das heißt, es ist eine motorische Steuerung notwendig, dafür, dass ein Kind Verschlusslaute bildet.
00:03:32: P, B, T, D sind Verschlusslaute.
00:03:37: Ja, ohne der Sprache würde es ja so viel nicht geben im Radio zum Beispiel, ja die ganzen natollen Lieder mit dem Gesang,
00:03:44: die Hörerinnen würden nicht erfahren, was passiert ist, wo gibt's Stau, wie ziehen sie sich heute an?
00:03:50: Je nach Wetterlage natürlich, was tut sich im Land?
00:03:53: Für die Kommunikation gilt, je größer der Wortschatz, umso besser kann ich mich auch ausdrücken.
00:03:59: Also Sprache ist das Kommunikationsmittel der Menschen, das uns in die Lage versetzt, sehr, sehr komplexe Inhalte auch zum Ausdruck zu bringen.
00:04:09: Und je zivilisierter eine Gesellschaft ist, umso komplexer wird auch die Sprache für jene Bereiche, wo diese Gesellschaft besonders gut ist.
00:04:22: Ja, und ich will jetzt nicht sagen, wir als Gesellschaft sind diejenigen, die so besonders entwickelt sind,
00:04:30: denn in gewissen Bereichen, ja, zum Beispiel, wenn wir die Sprache der Technologie hernehmen,
00:04:37: ja, also die Sprache der Ingenieure, wie eine Maschine gebaut wird, wie diese ganzen Teile heißen, wie die physikalischen Prozesse sind,
00:04:46: die diese Maschinen-Teile bewirken, das ist eine Sache.
00:04:52: Aber auch so Gesellschaften, so bei Völkern, bei Naturvölkern, auch Naturvölker können eine sehr, sehr komplexe, spezialisierte Sprache haben,
00:05:03: zum Beispiel die Eskimos haben, ich weiß jetzt nicht mehr genau, wie viele Begriffe für Schnee,
00:05:09: weil für sie für das Überleben im Schnee ganz wichtig ist, die Beschaffenheit des Schnees zu beschreiben.
00:05:16: Das heißt, die Komplexität entsteht in der Notwendigkeit, besondere Fähigkeiten zu entwickeln.
00:05:22: Ohne diese Fähigkeiten kommen wir sicher nicht so weit, wie wir gekommen sind.
00:05:29: Ja, so schön in der Sprechen und die Kommunikation sind, die Sprachstörungen nehmen zu,
00:05:34: vor allem bei den Kindern. Laut der lokompetischen Beratung des Landes Oberösterreich hat fast die Hälfte der oberösterreichischen Kinder im Vorschulalter Sprachstörungen,
00:05:43: da geht es dann vor allem um Stottern und ums fehlerhafte Lauteaussprechen.
00:05:48: Wie schaut eigentlich so diese Sprachentwicklung der Kinder aus, also vom ersten Mama, bis sie wirklich einen großen Wortschatz entwickeln?
00:05:55: Also die sprachliche Entwicklung ist gegeben, wenn ein Kind mit erwachsenen Menschen interagieren kann.
00:06:03: Es reicht nicht aus, zum Beispiel, dass ein Kind hört. Das ist eine falsche Vorstellung.
00:06:09: Zum Beispiel Fernsehen bringt gar nichts, auch Interaktion mit Medien bringt gar nichts.
00:06:16: Das Kind muss von einem Menschen angesprochen werden und muss zur Interaktion aufgefordert werden.
00:06:23: Erst dann kann sich die Sprache optimal entwickeln.
00:06:27: Das heißt also bei einem Baby, ja, es ist unser natürliches Programm, wenn wir ein kleines Kind sehen,
00:06:33: dass uns zum Beispiel anlächelt, anstrahlt, dass wir sofort in dieses sozusagen Unterrichtsprogramm einsteigen,
00:06:41: selbst wenn es nicht unser Kind ist, ich denke immer im Supermarkt, wenn ein Kind am Einkaufswagen vorbei fährt und mir seine abgelutschte Semmel zeigt.
00:06:52: Oder anbietet. Danke nein.
00:06:56: Sag ich, ja, schmeckt es dir die Semmel? Schmeckt dir die Semmel? Schmeckt dir die Semmel?
00:07:03: Und das Kind lacht, gut ist die Semmel, gut ist die Semmel.
00:07:07: Also das heißt, ich steige sofort in dieses Unterrichtsprogramm ein, das ist evolutionär.
00:07:12: Supermarkt.
00:07:13: Ja, es ist evolutionär bedingt.
00:07:15: Das macht jeder Mensch, der ein kleines Kind sieht, dass es anfängt, immer wieder das Gleiche zu wiederholen, kurze Sätze zu bauen und auch in eine besondere Tonlage zu gehen,
00:07:28: diese höhere Tonlage, weil das sind die Voraussetzungen dafür, dass das Kind lernt.
00:07:34: Okay.
00:07:35: Und interessanterweise, wenn es von der Mama kommt, lernt das Kind sofort, also von der echten Bezugsperson.
00:07:42: Wenn es von mir kommt, also von einer dritten Person, schaut sich das Kind die Augen der Mama an, das nennt man eine Triade.
00:07:50: Okay.
00:07:50: Und erst dann, wenn die Mama zustimmend wirkt, hat das Kind gelernt.
00:07:56: Das sind ganz interessante Experimente, die mein ehemaliger Kollege in Leipzig gemacht hat.
00:08:01: Der Eugenio Parise hat diese Triaden untersucht und hat mit Elektroencephalografie festgestellt.
00:08:09: Womit?
00:08:10: Das ist das Ableiten von Gehirnströmen.
00:08:13: Okay.
00:08:14: Also er hat 15 Monate alte Babys als Probandinnen gehabt.
00:08:20: Und sie sind immer mit der Mama ins Labor gekommen und dann haben sie eben diese Kappe aufgesetzt bekommen mit den ganzen Elektroden.
00:08:28: Und den Kindern sind Gegenstände gezeigt worden und benannt worden, die sie noch nicht gesehen hatten.
00:08:35: Ja, weil mit 15 Monaten hat das Kind sozusagen ein Radius, wo gewisse Gegenstände sind.
00:08:42: Lehrbuch.
00:08:43: Ein Foto von Dr. Manuela Marcedonia.
00:08:45: Hat sich ja noch nicht gesehen.
00:08:48: Die Manuela Universität.
00:08:51: Nein, genau.
00:08:53: Also es sind Gegenstände präsentiert worden, die das Kind noch nicht gesehen hat.
00:08:57: Und selbst wenn das Kind diese Wörter nicht nachsprechen kann,
00:09:02: weil mit 15 Monaten kann nicht jedes Kind nachblappern,
00:09:05: kann man mit diesem Gerät feststellen, ob das Wort gelernt worden ist.
00:09:10: Weil wenn gelernt produziert das Gehirn eine spezielle Welle, die das Gerät empfängt.
00:09:18: Und dann weiß man, okay, das ist schon im Gedächtnis.
00:09:21: Und jetzt ist es festgestellt worden, wenn eine dritte Person dem Kind ein Gegenstand vorstellt und die Bezeichnung dazu sagt.
00:09:30: Und das Kind nicht die Möglichkeit hat, in die Augen der Mama zu schauen.
00:09:35: Dann hat sich folgendes ergeben.
00:09:37: Entweder hat das Kind angefangen zu pizzen, also hat dann das Experiment verweigert.
00:09:42: Oder hat das Wort nicht gelernt.
00:09:44: Das heißt, wenn ein Kind seine Muttersprache lernt,
00:09:48: ist ganz, ganz wichtig, dass die Bezugsperson dabei ist,
00:09:52: damit eben diese Triade stattfinden kann.
00:09:55: und das Kind optimiert lernt. Zum Beispiel in einer Krabbelstube,
00:09:59: dass die Mama nicht dabei, wird dann weniger gelernt. Ja, das kann ich jetzt nicht sagen.
00:10:04: Ich würde mir sicher auch keine Freunde machen. Aber sagen wir so, die optimale
00:10:12: Interaktion, evolutionsbedingt, ist mit der Bezugsperson. Ja, und weiß man, wie lange die
00:10:19: Bezugsperson so eine wichtige Rolle spielt und ob wann das Kind auch selbstständig lernt,
00:10:23: wenn es zum Beispiel mit der Dr. Manuela Macedonia im Supermarkt kommuniziert? Ja, ich glaube,
00:10:28: die gesamte Kindheit ist eine sehr, sehr wichtige Phase für jedes Kind, indem eben die Bezugsperson,
00:10:37: sozusagen die beste Lehrerin ist. Ja, wird wahrscheinlich auch unterschiedlich sein oder
00:10:41: individuell. Es könnte auch zum Beispiel die Oma sein oder der Opa. Also ich will jetzt nicht
00:10:46: sagen, es muss die Mutter sein, aber eine Bezugsperson ist nämlich ein Kompass für das Kind,
00:10:53: für das, was zu lernen ist. Auch interessant, es gibt auch Experimente bei Tieren, wo die Tiere,
00:10:59: was lernen, nur wenn die Mama dabei ist und ihnen das zeigt, dass das Richtige ist. Spannend,
00:11:05: total interessant. Ja, und jetzt haben wirklich viele Kinder Sprachstörungen,
00:11:10: zahl wird auch weiterhin steigen. Hängt das auch damit zusammen, weil viele Kinder jetzt
00:11:15: am Handy hängen und tippseln und am Tablet herum surfen und weniger direkt kommunizieren mit
00:11:21: anderen, mit Gleichaltrigen oder mit der Familie? Ich vermute, dass diese gute Interaktion, die
00:11:27: für das Erlernen der Sprache so wichtig ist, in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv stattfindet,
00:11:35: vielleicht wie früher. Denn es ist ganz normal, dass heutzutage Kinder sich schon sehr früh mit
00:11:42: elektronischen Geräten beschäftigen, dass sie sehr früh sehr viel mit Bildschirmen zu tun haben und
00:11:50: das ist alles keine echte Interaktion. Und was auch interessant ist, und das haben jetzt einige
00:11:56: Studien belegt, extrem wichtig zum Beispiel für die Aussprache von Lauten, ist, dass das Kind immer
00:12:03: die Erwachsenen beobachtet beim Produzieren der Sprache. Man möge das vielleicht beobachten
00:12:11: bei kleinen Kindern. Ein kleines Kind schaut dich immer genau an, also schaut das Gesicht immer ganz
00:12:17: genau an. Und jetzt zum Beispiel in den Pandemiejahren, wo so viele Menschen die Maske getragen haben,
00:12:23: haben sich ganz grobe Brachentwicklung Störungen ergeben, weil Kinder in einem gewissen Alter
00:12:30: diesen Input unbedingt brauchen, um eben diese motorischen Programme für sich zu lernen. Also
00:12:36: wie man ein P macht, wie man ein Z macht, das sind Laute zum Beispiel, die spät erworben werden.
00:12:44: Ein Z ist eine Verbindung von einem Verschlusslaut, von einem T, gefolgt von einem S. Und wenn das
00:12:52: Kind aber die Mundbewegung nicht beobachten kann, hört das Kind und versucht es dann nachzumachen,
00:12:58: aber das Nachgemachte ist das Gehörte. Und jetzt wenn jemand durch die Maske gesprochen hat und
00:13:04: immer wieder durch die Maske hat, das Kind schlecht gehört, was diese Laute konnte dem Mund nicht
00:13:10: beobachten. Und deswegen ergeben sich jetzt ganz viele Sprachentwicklung Störungen, die dann auch
00:13:16: viele Jahre das Kind begleiten können. Wie bekommt man so eine Sprachentwicklung Störung wieder weg?
00:13:21: Also Sprache ist nicht nur der Lernprozess an sich, sondern Sprache hat mit der Reifung des
00:13:28: Gehirns zu tun. Und die Reifung des Gehirns, damit ist gemeint, dass es gibt so Faserbündel, sagen wir
00:13:36: so, die eine mit der anderen Region verbinden. Also bei den Sprachregionen haben wir die Region
00:13:43: über dem Ohr, das ist zuständig für Hören und Lernen von Gesprächen. Und die andere Region ist
00:13:51: die Schlefenregion und die ist zuständig für das Sprechen. Und diese zwei Regionen, also Hören und
00:13:57: Sprechen, sind verbunden im Inneren des Gehirns durch Fasertrakter. Das heißt, die sind im Inneren
00:14:05: des Gehirns wie Autobahnen der Informationsübertragung. Und bei der Sprache gibt es zwei Trakte. Also ein Trakt,
00:14:12: der unten verläuft zwischen den beiden, also sagen wir so in Richtung Ohr und ein Trakt,
00:14:18: der drüber verläuft, also praktisch auf der Seite vom Kopf praktisch. Und dieses Fasertrakt,
00:14:25: der Richtung Ohr verläuft, reift eigentlich sehr, sehr, sehr früh. Und der ist zuständig
00:14:32: für die Aussprache. Einmal, wo diese Fasertrakte gereift sind, sagt man dazu, also ihre Entwicklung
00:14:39: erreicht haben, kann man nicht mehr so gut lauter produzieren. Und das erfolgt sehr, sehr bald,
00:14:49: während diese Fasern im oberen Bereich eher spätreifen und die sind zuständig für die Grammatik.
00:14:57: Sind diese Fasertrakte im Inneren eigentlich schon mit spätestens fünf Jahren komplett
00:15:04: ausgereift? Wahrscheinlich schon sogar früher. Und das bedeutet, dass man die Aussprache, die
00:15:09: perfekte Aussprache in den ersten Lebensjahren bauen muss. Ansonsten kann es sein, dass diese
00:15:15: Sprachstörungen für immer bleiben. Und das heißt, Grammatikfehler lassen sich auch später ausbilden.
00:15:21: Ganz genau. Und das ist zum Beispiel gut zu beobachten, weil Menschen, die zum Beispiel auch in Österreich
00:15:27: leben und aber Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, kann es sein, dass man an der
00:15:34: Aussprache immer erkennt, dass sie zum Beispiel aus Italien stammen, aus Frankreich, aus anderen
00:15:39: Ländern, aber perfekt Grammatik, also grammatikalisch ganz richtig sprechen. Man hört aber immer den
00:15:46: kleinen Akzent heraus. Es heißt nicht, dass sie einen Grammatikfehler machen, sondern man hört,
00:15:51: die kommen von da oder dort. Ja, die Sprache verortet. Also die Muttersprache verortet. Und das
00:15:56: kommt eben dadurch, dass sie möglicherweise Deutsch im erwachsenen Alter gelernt haben. Das
00:16:02: heißt, also in diese Fähigkeit, die laut, wie die Österreicher zu produzieren, ist ihnen nicht
00:16:09: gegeben, weil sie einfach zu spät begonnen haben. Aber die Grammatik haben sie noch gut gelernt und
00:16:14: die Grammatik haben sie geschafft, wenn sie nicht allzu spät angefangen haben zu lernen. Was würdest du
00:16:20: jetzt der Eltern oder auch Großeltern oder auch Lehrerinnen empfehlen, wann sie zum
00:16:25: die Sprachentwicklung der Kinder geht? Also ich würde einfach das alte, gute, herkömmliche
00:16:32: Programm empfehlen, dass man so viel wie möglich mit den Kindern spricht, interagiert. Eigentlich,
00:16:39: wenn ein kleines Kind da ist, sollte man das Handy überhaupt nur für Telefonate verwenden. Weil ich
00:16:47: weiß, also ich mein, jeder beschäftigt sich immer ein bisschen mit dem Handy, ob er jetzt ein WhatsApp
00:16:52: kommt oder ein Bild zum Anschauen ist. Und da geht sehr viel Zeit verloren. Und die Kinder lernen
00:16:57: auch gleich, dass das Handy Teil des Alltags ist und sie wollen auch damit interagieren, wollen sie
00:17:03: es auch haben. Und ich habe oft schon beobachtet, zum Beispiel im Flugzeug oder so, dass die Eltern
00:17:08: den Kindern zur Beruhigung das Handy geben. Ja, natürlich. Und verstehe, aber man könnte auch ein
00:17:14: Buch mitnehmen, auch wenn das Kind sehr klein ist und einfach nur Bilder schauen und mit dem Kind
00:17:20: die Bilder besprechen und das Kind auffordern, die Dinge zu erklären, wenn das Kind ein bisschen
00:17:26: älter ist. Und wenn dann das Kind auch alt genug ist zum zuhören, man kann auch ein Märchen
00:17:32: vorlesen. Diese Interaktion muss gegeben sein. Es gibt kein Rezept ohne Interaktion und das muss
00:17:39: wirklich den Eltern bewusst werden. Ich habe vor einiger Zeit mit Kindergartenpädagoginnen
00:17:46: gearbeitet und sie haben mir, es sind schon vor Corona gewesen, sie haben mir berichtet,
00:17:53: dass Kinder heutzutage, wenn ihnen ein Baum gezeigt wird, also die Abbildung von einem Baum,
00:17:59: und man zeigt auf die Baumkrone und man fragt, was ist das? Baum. Man zeigt auf ein Blattbaum,
00:18:06: auf den Stammbaum, auf die Wurzelnbaum. Das heißt, es ist eine sehr starke Verarmung des
00:18:14: Wortschatzes eingetreten. Auch deswegen, weil die Bezugspersonen zu wenig Zeit anscheinend sich
00:18:22: nehmen, um mit dem Kind die Welt zu benennen oder für das Kind die Welt zu benennen. Und das ist
00:18:30: das, was ich absolut empfehle und auch vor dem Schlafengehen keine Audiodatei vorspielen,
00:18:37: also das Märchen vorspielen. Es braucht wirklich auch diese Gistik und direkte Kommunikation mit
00:18:42: dem Kind. Ja, auch deswegen, was auch nämlich ganz, ganz wichtig ist, mein Märchen oder bei der
00:18:47: Geschichte, die man dem Kind vorliest, vor dem Schlafengehen, das Kind stellt auch oft Fragen.
00:18:52: Oder Rückfragen. Ach so, ist jetzt der Hase nicht zum Fuchs gegangen, sondern zu der Hände. Ja,
00:19:00: der Hase ist da, da, da, da. Und dadurch übt auch das Kind Sprache an sich, weil das Kind
00:19:07: ist nicht nur der Empfänger von der Information, sondern soll in der Interaktion die Sprache
00:19:12: erlernen. Und so ist es auch gebaut, das Gehirn, dass diese Interaktion eigentlich ständig da ist.
00:19:19: Das heißt, es soll mehr gret werden. Du kennst, kennst du den Ausdruck "Es gehört mehr Geschmust"?
00:19:25: Ja. Kennst du, gell? "Es gehört mehr gredt", so heißt es eigentlich. Ja, so ist es. Aber Kinder,
00:19:30: also Kinder, also Kinder sollen mal ganz viel liebkosen, weil das macht sie intelligent. Also die
00:19:35: Kinder ganz fleißig umarmen und abbuseln, die eigenen, die eigenen natürlich. Und mit ihnen
00:19:41: reden, also "Es gehört mehr gredt" und "Es gehört bewertet". Fünf Sterne bitte. Danke. Danke.
00:19:49: *lachen*
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