#33: Das politische Gehirn - Wahlentscheidungen, Meinungsbildung und Emotionen im Wahlkampf
Shownotes
Amerika wählt, Österreich hat gewählt - die Wahlentscheidung fällt im Gehirn.
Das politische Gehirn ist vor allem ein emotionales Gehirn und auf Emotionen wird auch im Wahlkampf gesetzt.
Wie wird unsere Entscheidung in der Wahlkabine beeinflusst? Welche Rolle spielen die Erfahrungen beim Wählen und wie versucht uns der Wahlkampf zu beeinflussen? - darüber sprechen Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia und Katrin Wachauer im Podcast "Gehirn einfach erklärt".
Transkript anzeigen
00:00:00: Gehirn einfacher Klärz, der Podcast für alle mit Köpfchen.
00:00:05: Herzlich willkommen, schön, dass ihr wieder mit dabei seid.
00:00:08: Mein Name ist Katrin Wachauer, ich bin Moderatorin und mein Name ist Manuela Macedania und ich
00:00:14: bin Neurowissenschaftlerin.
00:00:15: Du bist die Inseiterin, was die Neurowissenschaften angeht.
00:00:19: Ich bin die Outseiterin.
00:00:20: Und das Thema heute, die Wahlen in Amerika wird gewählt, eine Präsidentin zum ersten Mal
00:00:27: womöglich oder ein Präsident.
00:00:29: 5. November.
00:00:31: In Österreich waren im September die Nationalratswahlen.
00:00:34: Heute wollen wir beleuchten, wie das Gehirn ja politische Überzeugungen trifft.
00:00:41: Aufbaut.
00:00:42: Aufbaut und trifft.
00:00:44: Und Entscheidungen trifft.
00:00:46: Und Entscheidungen trifft.
00:00:47: Wie wir generell so wählen, was da im Gehirn passiert.
00:00:51: Und in einem nächsten Schritt wollen wir auch aufräumen, ja mit dem Nichtwissen eigentlich
00:00:57: früherer Generationen über das Gehirn.
00:00:59: So, Manuela, wie baut das Gehirn politische Überzeugungen auf?
00:01:04: Naja, es ist so, dass wir alle in einer Familie aufwachsen, die auch wenn nicht offen gesagt
00:01:13: politisch denkt.
00:01:15: Denn wir wissen, was die Werte unserer Eltern sind.
00:01:18: Mein Vater war zum Beispiel ein extremer Linker.
00:01:23: Und er war politisch tätig.
00:01:26: Er war bei der Gewerkschaft.
00:01:28: Also ich bin mit dieser Mentalität aufgewachsen.
00:01:32: Also vom kleinen Menschen, der sich gegen die Großen verteidigen muss.
00:01:41: Also das heißt also diese Überzeugung, dass ich nicht alles hinnehme, was von oben kommt,
00:01:48: das habe ich von meinem Papa in erster Linie.
00:01:51: Und das passiert in jeder Familie.
00:01:54: In der Familie des Großunternehmers wird es wahrscheinlich umgekehrt sein.
00:01:58: Die Mitarbeiter sind nicht fleißig genug dafür, dass die Ziele des Unternehmens erreicht werden.
00:02:07: Jetzt habe ich natürlich zwei extreme Situationen beschrieben.
00:02:12: Aber es ist so, jeder von uns denkt unter Anführungszeichen politisch, ohne an eine Partei zu denken.
00:02:20: Weil das denken, das politische Denken nichts anderes ist, als dass wir unsere eigenen Interessen vertreten wollen.
00:02:29: Und das im sozialen Gefüge.
00:02:32: Ich glaube, dass das so baut sich mal die politische Überzeugung auf.
00:02:37: Und man muss auch natürlich dazu sagen, man macht auch gewisse Erfahrungen.
00:02:43: Zum Beispiel auch in der Kindheit oder in der Jugend.
00:02:47: Ich war, also ich habe Deutsch gelernt bei einer Familie in Deutschland.
00:02:51: Also mit 15 bin ich den ganzen Sommer, habe ich den ganzen Sommer bei Ihnen verbracht, in der Nähe von Frankfurt.
00:02:57: Und das waren Bauern, also waren Großbauern.
00:03:00: Ich bin das erste Mal bei Großbauern gewesen, weil meine Oma war eine kleine Bäuerin.
00:03:05: Das heißt also, diese riesen Felder, die Sie gehabt haben, die habe ich nicht gekannt.
00:03:11: Da habe ich mich natürlich schon angefreundet mit der Mentalität, dass man nicht 200 Kilo Kartoffeln anbaut, sondern ein paar Tonnen.
00:03:19: Und das hat mir gefallen.
00:03:21: Das heißt also, ich wäre auch sozusagen durch diese Erfahrung, die ich gemacht habe, dann kann ich mir vorstellen, auch die Sicht der Großbauern zu vertreten.
00:03:33: Also das hat auch mit den Erfahrungen zu tun.
00:03:36: Und wenn ich mich jetzt zum Beispiel anschaue, ich gehöre eindeutig zur Mitteltlasse.
00:03:42: Eine Kategorie, die durch die eigene Arbeit sich einen minimalen Wohlstand aufgebaut hat, vielleicht ein Eigentum, aber nicht viel mehr als das.
00:03:53: Und ein Auto hat und keine Schulden hat.
00:03:57: Sozusagen ein Mittelstand definiert sich so, durch Arbeit erreiche ich etwas.
00:04:03: Das heißt auch du als Bestsellerautorin hast du nur quasi ein bisschen einen Eigentum und minimalen Wohlstand aufgebaut.
00:04:10: Ja, minimalen Wohlstand.
00:04:12: Lohnt es sich nicht, ein Buch zu schreiben?
00:04:14: Nein, es lohnt sich nicht. Es lohnt sich auf keinen Fall. Es lohnt sich auch nicht, die Podcast gratis zu machen.
00:04:21: Aber dafür schaut gerade, wir sind frei. Wir brauchen niemandem Rechenschaft vorlegen.
00:04:28: Ja, wir müssen sowieso nicht.
00:04:30: Auf jeden Fall, diese ganzen Erfahrungen führen dazu, dass wir politisch denken.
00:04:37: Und dann kommen die Parteien und sagen, ich vertrete dich als Großbäuerin, ich vertrete dich als Mittelstand, ich vertrete dich als Arbeiterin.
00:04:46: Und die gießen dann Programme, die sozusagen für uns attraktiv sind, damit wir vertreten werden.
00:04:55: Und so muss man es eigentlich betrachten.
00:04:59: Das heißt, die Parteien gießen dann Programme, mit denen wir uns mehr oder weniger identifizieren.
00:05:06: Wie entsteht dann diese Entscheidung im Gehirn? Ja, ich wähle jetzt diese Partei oder jede Partei.
00:05:12: Genau. Also es ist so, dass wir, wenn wir sagen wir so, eine Politikerin hören, sehen, dass Botschaften rüber kommen.
00:05:23: Und diese Botschaften werden wahrgenommen, zuerst einmal emotional.
00:05:30: Also wenn jemand sagt, ich werde schauen, dass die Steuer gesenkt wird, dann natürlich ist eine positive Botschaft.
00:05:41: Wenn mir jemand sagt, du darfst kein Auto mehr fahren, je nachdem.
00:05:47: Also wenn ich in Wien wohnen würde, brauche ich wahrscheinlich kein Auto.
00:05:51: So wie wir in Oberösterreich leben, wenn ich mit dem Auto auf die Uni fahren muss,
00:05:57: da brauche ich mit Öffis über zwei Stunden für 36 Kilometer.
00:06:03: Ja oder zu meiner Uhrzeit, wo ich auf Stifts Pferdkentbus keine Straßenbahn.
00:06:07: Richtig, genau. Halb vier in der Früh. Halb vier in der Früh geht das nicht.
00:06:10: Das heißt also, wir benutzen das Auto nicht, um die Umwelt zu belasten,
00:06:14: sondern weil wir sonst überhaupt keine Freizeit mehr hätten.
00:06:19: Also ich wäre manchmal nicht zehn Stunden unterwegs, ich wäre 14 Stunden unterwegs.
00:06:25: Und dann ist mein Leben nicht mehr lebenswert.
00:06:27: Und deswegen treffe ich diese Entscheidung.
00:06:29: Und wenn mir der Politiker sagt, wir erhöhen die Autosteuern so sehr,
00:06:34: dass das Autofahren für dich zum totalen Luxus wird,
00:06:39: das belastet mich da nicht, nehme diese Aussage emotional wahr
00:06:44: und entwickel wahrscheinlich eine Antipathie gegenüber dieser Person,
00:06:49: die mir das Leben so schwer machen will.
00:06:51: Das heißt also, die Mandelkerne, da sitzt der Emotion, auch Ermögtale genannt,
00:06:56: melden sich sofort bei jeder Wahrnehmung, die ich habe,
00:07:01: wenn eine Person aus der Politik eine Aussage tätigt.
00:07:06: Und dann geht es weiter an diese Region im Vorderhirn,
00:07:12: die wir auch ein paar Mal schon kennengelernt haben,
00:07:15: dem Vorderhirn, also Prefrontal Acquartex, da wird es bewertet.
00:07:21: Und es wird bewertet nicht nur für sich diese Aussage,
00:07:25: sondern wird bewertet im Zusammenhang.
00:07:29: Im Zusammenhang mit dem, was mein Leben ist, mit dem, was mein Leben sein wird.
00:07:35: Und wenn es heißt, wir erhöhen die Autosteuern so,
00:07:39: dass es zum totalen Luxus wird.
00:07:42: Und ich weiß, ich ziehe nach Australien,
00:07:47: und ich bin von diesem Thema nicht betroffen,
00:07:51: dann bewert ich diese Aussage nicht als bedrohlich.
00:07:55: Wenn ich weiß, die nächsten 15 Jahre muss ich auf die Uni fahren mit dem Auto,
00:08:00: dann ist das bedrohlich.
00:08:02: Es folgt auf diese sofortige emotionalen Reaktionen,
00:08:07: erfolgt dann auch eine Bewertung des Ganzen im Zusammenhang.
00:08:12: Und ja, und ...
00:08:14: Wer welche gehen?
00:08:16: Ariane sind noch beteiligt.
00:08:18: Naja, es ist auch so, dass wir in diesem Bewertungssystem auch Überzeugungen haben.
00:08:26: Wir haben schon aufgebaut,
00:08:28: es ist nicht so, dass diese Information so ins Leere geht.
00:08:32: Und diese Information wird vernetzt, auch mit unseren bestehenden Überzeugungen.
00:08:39: Das heißt also, wenn ich zum Beispiel Wert darauf lege,
00:08:44: dass die Umwelt geschont wird,
00:08:46: und dass ich möglichst wenig CO2 ausstoße, egal wodurch,
00:08:53: dann kann es sein, dass diese Information mich zwar trifft,
00:08:57: aber ich bin bereit, aufgrund meiner Überzeugungen dieses Opfer zu tragen.
00:09:03: Und wenn man der Politiker sagt,
00:09:05: wir wollen jetzt einen sinnvollen Umgang mit diesen Umweltthemen
00:09:12: und nicht nur Tabula rasa machen aus ideologischen Gründen,
00:09:15: und das trifft dann natürlich meinen Denken, sagen wir so.
00:09:20: Also ich weiß zum Beispiel, dass zur Erzeugung der Batterien,
00:09:26: zum Beispiel bei Elektrofahrzeugen, auch beim E-Bike usw.,
00:09:31: dass da auch sehr viel Umwelt belastet wird.
00:09:35: Also wenn man der Politiker sagt,
00:09:37: wir lassen dir den Verbrennermotor länger,
00:09:41: und das trifft meine Überzeugungen,
00:09:43: weil ich weiß, dass auch das Produzieren von Batterien Umwelt belastend ist,
00:09:50: dann höre ich natürlich gerne diesen Menschen zu.
00:09:53: Das heißt also, ich suche mir den Politiker, der meine Überzeugungen auch bestätigt.
00:09:59: Jetzt hast du von den Mandelkernen gesprochen,
00:10:02: da sitzt der Emotionen, das heißt das politische Gehirn ist ein sehr emotionales Gehirn.
00:10:07: Man kennt das ja eigentlich auch jetzt vom Wahlkampf auch in Amerika jetzt.
00:10:10: Natürlich, also auch die Wahlkämpfe werden aufgrund dessen,
00:10:16: wie wir Ticken, emotional geführt.
00:10:20: Nicht umsonst, also es gibt dahinter jede Menge Experten,
00:10:24: Kommunikationsexperten die Wahlkampanien konstruieren,
00:10:28: um eben die Emotionen der Menschen einzufangen.
00:10:32: Und es ist einerseits berechtigt,
00:10:35: andererseits äußert sich das in einer Manipulation letztendlich,
00:10:40: weil man weiß, wie der Mensch tickt,
00:10:43: und man weiß, wie man den Menschen dann in der Wahl urne zu einer Stimmabgabe motivieren kann.
00:10:49: Man manipuliert schon, indem man weiß, wie das funktioniert.
00:10:53: Und oft ist es so, man hat gewählt und dann kommt ganz was anderes raus.
00:10:58: Und das muss man auch dazu bedenken.
00:11:04: Wäre im Wahlkampfteam eine Neurowissenschaftlerin,
00:11:07: eine Neurowissenschaftler eigentlich sehr sinnvoll, oder?
00:11:10: Die werden bestimmt dabei sein, also diese Psychologen,
00:11:13: die die Massen manipulieren können, also die sind sicher 100%ig dabei.
00:11:18: Wie können die Neurowissenschaften dazu beitragen, jetzt eine Wahl zu gewinnen?
00:11:23: Na ja, es geht ja grundsätzlich, ich sehe die Sache nicht aus Sicht der Politikerinnen,
00:11:33: sondern ich sehe die Sache aus Sicht der Wählerinnen und Wähler.
00:11:38: Und wir möchten nichts anderes haben, als dass die Politiker uns das versprechen, was sie einhalten,
00:11:46: und dass sie nach bestem Wissen und Gewissen für uns agieren, im Nachhinein.
00:11:52: Das heißt also, wenn du mich fragst,
00:11:56: möchte ich einfach, dass die Politiker wissen, wir erwarten uns Ehrlichkeit,
00:12:03: und sie brauchen gar nicht sozusagen im Hintergrund mit Manipulationstechniken agieren
00:12:10: und nicht ehrlich sein.
00:12:13: Also auf deine Frage will ich gar nicht antworten, aber na ja, es ist natürlich so,
00:12:20: dass die Emotion eine Riesenrolle spielt.
00:12:25: Und wenn man in die Wahlentscheidung trifft, natürlich tut man die Parteiprogramme abwägen.
00:12:34: Klar, der eine sagt, ich will diese CO2-Steuer unbedingt haben,
00:12:40: der andere sagt, um Gottes Willen, ich will ja nicht dir das Autofahren nehmen.
00:12:45: Also da habe ich zwei rationale Argumente,
00:12:50: und je nachdem, was ich für mich brauche, was meine Bedürfnisse sind,
00:12:56: dann ist es klar, dass ich diese zwei Parteiprogramme rational abwäge,
00:13:01: und das passiert im Prefrontal in Cortex, also im Vorderhirn.
00:13:04: Und dann natürlich entscheide ich auch emotional,
00:13:08: wenn eine Person mir nicht zu Gesicht steht.
00:13:11: Kann es sein, dass diese rationalen Argumente,
00:13:14: gar nicht wirklich durchdringen, durchkommen, Entschuldigung, weil mir diese Person so was
00:13:20: von unsympathisch ist. Deswegen schauen die Parteien auch immer, dass dieses Auftreten
00:13:26: möglichst sympathisch ist. Wir haben eigenartigerweise, was mich sehr gewundert hat, nur in der
00:13:35: Coronazeit, wir haben Politikerinnen und Politiker gehabt, die sich total despektierlich
00:13:40: gegenüber den Bürgerinnen geäußert haben, was mich sehr gewundert hat, weil man damit
00:13:48: rechnen muss, dass irgendwann mal der Bürger wieder zur Wahl geht. Und wenn man den Bürger
00:13:54: zuerst beschimpft hat, ist nicht zu erwarten, dass er einen wählt. Das war ein Verhalten,
00:14:03: das komplett aus der Reihe getanzt hat, weil man ist gewohnt, dass die Politiker freundlich
00:14:08: sind, gemäßigt sich äußern und so weiter. Aber das war auf der ganzen Welt, ich habe
00:14:15: das auch in Italien beobachtet und in anderen Ländern der Welt. Und dann gibt es noch einen
00:14:21: Akteur bei der Wahlentscheidung, die Insel. Die Insel ist in beiden Gehirnhälften auf
00:14:31: der Höhe der Ohren ungefähr, ist aber ein Teil der Gehirnrinde, die im Laufe der Evolution
00:14:38: hineingedrückt wurde. Also diese Windungen sind nicht auf der Oberfläche, sondern im
00:14:44: Inneren des Gehirns. Und die Insel kann auch Bauchgefühle sozusagen in diese Entscheidung
00:14:56: einfließen lassen. Also ich denke mir, diese Person hat wahrscheinlich nicht 100 Prozent
00:15:06: das Programm, das ich wünsche, aber mein Bauchgefühl sagt mir, diese Person ist ehrlich
00:15:11: und deswegen wähle ich sie. Und bei einer anderen Person, ja, das ist super toll, nur
00:15:17: ich weiß, diese Politiker, diese Politikerin hat schon mal nicht eingehalten, mein Bauchgefühl
00:15:22: sagt mir, naja, sie erzählt uns was zum Wahlgewinnen und nachher erhält er sie nicht ein.
00:15:29: Ich habe nicht dran. Genau. Und dann die Insel schaltet sich dazu, also zur emotionalen
00:15:35: Bewertung der Person und sagt, naja, ich bin mir nicht ganz sicher, ist besser, du
00:15:41: wirst die andere Person, weil ich mir denke, die ist ehrlich. Emotionen, Sympathie, und
00:15:46: da spielen ja auch ganz viele Faktoren mit, ob mir jetzt jemand sympathisch ist oder nicht,
00:15:50: wie ist das auftreten, das ist die Stimme, das ist das wie sich jemand bewegt auch,
00:15:55: gibt es eigentlich aktuelle oder auch schon ältere norawissenschaftliche Studien, die
00:16:01: Erkenntnisse liefern zu politischen Entscheidungen? Ja, ich habe mir das auch jetzt aktuell angeschaut
00:16:07: für unseren Podcast, vor allem das ist interessant, weil kürzlich, also ich weiß jetzt nicht mehr
00:16:14: in welchem Medium das war, ein Artikel erschienen ist, also ich glaube in einem Printmedium,
00:16:23: in dem eine Fachpublikation beschrieben wird, die besagt, dass man bei rechtsdenkenden
00:16:32: Menschen gewisse Aktivierungsmuster da sind. Im Gehirn. Im Gehirn. Genau, also man kann
00:16:39: sozusagen ein Rechtswähler identifizieren an seiner Gehirnaktivität. Und das geht
00:16:45: nicht, oder? Naja, und das hat mich sehr verwundert. Ja, dann hat sich herausgestellt,
00:16:52: dass das die Hypothese war, aber nicht bestätigt wird von den Daten, aber es wird schon tendenziös
00:16:58: berichtet, ja, sozusagen von, ich weiß nicht mehr, welchem Medium ich will es auch nicht
00:17:05: wissen, genau. Auf jeden Fall, dass man den Menschen einreden will, eine gewisse Wählerschicht
00:17:13: hat ein anderes Gehirn und man kann es sozusagen sehen. Und aufgrund dessen habe ich dann ein
00:17:20: bisschen in die Datenbanken der Wissenschaft gestöbert und es sind einige Publikationen
00:17:28: rausgekommen, zwar nicht sehr viel, aber doch ein paar. Und aus 2018, zum Beispiel, 2012,
00:17:38: also zum Beispiel die eine aus 2018 ist von Nam et al, NAM, er ist Autor oder Autorin,
00:17:49: sagt, besagt, dass größere Mandelkerne, ja, da sitzt die Emotionen, genau, da sitzt die
00:17:56: Emotionen oder Punkte. Also das größere Mandelkerne, soziale Ordnung als wünschenswert und legitim
00:18:07: ansehen und sozusagen dieser Wunsch, so quasi die Menschen motiviert, konservative Parteien
00:18:19: zu wählen. Das heißt also, das Volumen einer Gehirnstruktur soll das Wahlverhalten sozusagen
00:18:34: vordefinieren. Und ich habe dann auch geschaut, ob es andere Publikationen dazu gibt, ja,
00:18:41: die gibt. Ich muss sagen, ich bin nicht ganz überzeugt, weil publizieren kann man vieles
00:18:47: und vor allem ist auch so, dass oft solche Publikationen in Fachzeitschriften rauskommen,
00:18:54: die nicht so angesehen sind. Also man kann schon publizieren, man kann auch durch das
00:19:00: Gutachten gehen und wenn man aber dann in einer Zeitschrift erscheint, die nicht so viel
00:19:06: zu sagen hat, dann ist diese Publikation auch nicht sehr viel wert. Aber ich will mich jetzt
00:19:11: nicht zu den einzelnen Publikationen äußern. Das Interessante ist, dass ich mich jetzt
00:19:18: erinnere an meinen Biologieunterricht in der Schule. Ja, was kommt jetzt? Ja, und wir haben
00:19:27: damals schon in der Schule von einem italienischen Arzt gelernt. Ich weiß nicht, ob das in Österreich
00:19:33: bekannt ist, oder ob dieser Arzt bekannt war. Sein Name ist Cesare Lombroso. Lombroso war
00:19:42: auch Kriminologe. Lombrusko ist mir ein Begriff. Lombrusko, nein. Der Lombroso hatte eine Hauptthese.
00:19:54: Ja. Und zwar, dass man Kriminelle an gewissen biologischen Merkmalen erkennen kann. Das
00:20:03: heißt, er hatte die These, wie du jetzt diese Studien quasi erklärt hast. Es geht in eine
00:20:07: ähnliche Richtung, dass man an den Kantor Gehirnstruktur oder an dem Aufbau was sagen
00:20:12: kann über den Menschen. Ganz genau. Ja. Das heißt also, du hast einen größeren Mandelkern.
00:20:17: Ja. Das kann es schon geben. Zum Beispiel Menschen, die sehr viel Gewalt erlebt haben,
00:20:22: kann es sein, dass sie einen größeren, aber auch einen kleineren Mandelkern haben. Also
00:20:27: was dann? Also in welche Richtung geht man da? Also das sagt gar nichts aus. Ja, die
00:20:33: Größe. Und auch jetzt will man auch mit der KI gewisse, gewisse Muster untersuchen, ja,
00:20:40: die bei der, also wenn man zum Beispiel das Bild des Lieblingspolitikers sieht, ja, natürlich
00:20:47: kann es schon sein, dass eine positive Reaktion da ist und dass der Mandelkern aktiv wird,
00:20:52: positiv. Aber der wird auch aktiv, wenn man den politischen Feind sieht. Also was heißt
00:20:57: denn das? Ja. Das heißt also mit der KI will man da sozusagen genauer vorgehen, ja, ob
00:21:04: es überhaupt möglich ist, weil die KI soll jetzt alle, alle möglichen Antworten liefern,
00:21:10: ja. Ich bin nicht dafür. Denn diese Lombroso hat eben am Maß vom Schädel und an der Art
00:21:20: der Gesichtszüge versucht einen kriminellen Menschen zu identifizieren. Ja, genau. Ja.
00:21:30: Und also diese körperliche Merkmale sollen aussagen, ob jemand kriminell ist. So. Und
00:21:40: jetzt geht man her und sagt man, ah, lass mich mal deinen Mandelkern anschauen. Ah, ja.
00:21:47: Du tendierst recht zu denken, ja. Du tendierst in die falsche Richtung zu denken, weil dann
00:21:52: kann auch jemand daher kommen und sagen, für mich ist das die falsche Richtung, jetzt mach
00:21:56: ich ein Gehirnscarn mit dir, schau mal das Volumen deiner Mandelkerne an und sage dir,
00:22:02: dass du jetzt so wählen würdest. Ja. Also das geht nicht so, zeig mir dein Gehirn und
00:22:08: ich sag dir, wie du willst. Ganz genau. Es geht zum Glück nicht, ja, und jemand, das
00:22:12: behauptet, der bewegt sich in einer sehr grauen Zone der Wissenschaft. Also ich würde das
00:22:20: nicht ernst nehmen. Also und schon gar nicht befürworten. Der Lombroso, der Cesare Lombroso
00:22:28: hat letztendlich dazu... Wann war das? Wird jetzt noch einmal Manuela. Der Lombroso
00:22:33: hat gelebt im 19. Jahrhundert. Also ich habe mir das jetzt auch für ein Podcast rausgesucht,
00:22:41: weil ich es so genau im Gehirn habe, ich habe es nicht mehr gehabt. 1835 bis 1909 hat er
00:22:47: gelebt und hat letztendlich den Weg geebnet für diese ganzen rassistischen Theorien. Stimmt,
00:22:57: ja. Ja, weil damals war auch die Zeit der Kolonien. Ja. Und er hat sich als Wissenschaftler
00:23:05: hingestellt, als sehr schlechter Wissenschaftler, weil von Wissenschaftlichkeit hat das überhaupt,
00:23:12: das hat mit Wissenschaftlichkeit nichts zu tun. Das war seine Wahrnehmung, seine Bestimmung.
00:23:18: Es kann schon sein, dass ein Krimineller, ein Serienmörder, eine Kopfform hart, die ein
00:23:27: bisschen auffällig ist. Aber es heißt nicht, dass sein Sohn zum Beispiel, der die gleiche
00:23:34: Kopfform hart auch ein Krimineller sein muss. Ja. Das sind einfach nur optische Unterscheidungen.
00:23:40: Richtig. Es geht nur um solche Merkmale, die sich in der Optik manifestieren. Aber Lichtgrüne
00:23:47: Augen habe heißt das nicht, dass ich ja super braver, liebevoller Mensch bin. Ganz genau.
00:23:53: Was ich bin. Ganz genau. Ich habe auch grüne Augen. Ja. Das ist auch ein super, lieber,
00:23:58: sympathischer Mensch. Ganz genau, ganz genau. Und es kann auch jemanden daherkommen, der
00:24:03: sagt, der deinem Freund sagt, alle Frauen mit grünen Augen betrügen ihre Männer. Du musst
00:24:10: die Karte verlassen. Das kann auch passieren. Ja, natürlich. Auch ein Serienmörder kann
00:24:14: grüne Augen haben. Ganz genau. Also diese Theorien sind, man könnte sagen, der Lombroso war
00:24:24: rassistisch geprägt, hat zur Stigmatisierung gewisser Gruppen geführt. Natürlich damals
00:24:32: mit den Kolonien und so weiter. Da ist dieser Rassismus extrem aufgegangen. Und das wurde
00:24:38: dann auch, wenn ein Mensch schwarz ist, zum Beispiel, es wurde auch als Einstieg in eine
00:24:49: negativen Bewertung verwendet, weil eben solche Leute wie er einen Blödsinn in die Welt
00:24:55: setzen. Und interessant, er war auch von Darwin beeinflusst. Also Darwin hat gesagt, nur die
00:25:03: Starken kommen durch. Und wenn jetzt jemand so ausschaut, na ja, also brauche man den
00:25:09: überhaupt. Ja, weil das geht nämlich in Richtung Eugenik. Das heißt, also wir wollen nur jene
00:25:15: haben, die für uns passen. Ja, also es führt natürlich sehr, sehr weit. Aber diese paar
00:25:22: Dinge, die muss man sich schon zusammenklicken. Und deswegen halte ich von dieser Art der
00:25:27: Forschung überhaupt nichts. Und man muss es mit großer Vorsicht genießen. Und vor allem
00:25:32: muss man auch aufpassen, sehr aufpassen, dass diese Wissenschaft, die vielleicht gewissen
00:25:38: Gruppen dient, dass sie nicht sozusagen die Masse beeinflusst. Dass man dann auf einmal
00:25:46: anfängt zu denken, ah ja, nur weil du grüne Augen hast, könntest du eine Massenmörderin
00:25:51: sein. Gott sei Dank ist heutzutage das Wissen über das Gehirn und seine Funktionen ist
00:25:56: schon viel größer als vor einigen Jahren. Und in dieser Folge haben wir also ein bisschen
00:26:00: diskutiert über die Schnittstelle, Neurowissenschaften und politisches Verhalten. Das war unsere
00:26:05: Folge zum politischen Gehirn. Wir freuen uns, wenn ihr die Folge teilt, wenn ihr die Folge
00:26:11: bewertet mit fünf Sternen. Und ja, wir sagen danke fürs Zuhören. Herzlichen Dank fürs
00:26:17: Zuhören. Und die Folge könnt ihr auch immer über Social Media teilen, aber auch über
00:26:24: WhatsApp in den Status geben. Vielen Dank.
00:26:27: *Titelmelodie*
Neuer Kommentar